Leben und Kampf von Andrea Wolf
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Zwischenzeiten

Andrea lebte von Ende 1991 bis zu ihrem Weggang in der Fritze“. Das Haus in der Fritz-larerstraße in Frankfurt- Bockenheim war damals noch ein teilbesetztes Haus, seit ein paar Jahren ist es ganz besetzt. In dem Haus lebten neben den BesetzerInnen noch eine Familie und eine alte Frau. Nach anfänglichem Mißtrauen entwickelte sich zwischen den Besetzer/innen und „der Oma Feiner “ ein recht enges Verhältnis. Anfangs wurde für sie eingekauft, später wurde sie auch in ihrer Wohnung betreut. Auch Andrea hat sich, wenn es ihre Zeit erlaubte, sehr um die alte Frau gekümmert. Im Dezember '93 wurden die vier, die wegen der Börsenaktion im Knast saßen, entlassen. Danach lebte Andrea mit einem von ihnen, mit dem sie schon eine Beziehung angefangen hatte, als er noch im Knast war, gemeinsam in der Fritze. Im folgenden Jahr reisten die beiden viel gemeinsam, vor allem auch in die Städte der ehemaligen DDR.
Im Mai 1994 gab es in der Fritze die erste Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem VS- Agenten Klaus Steinmetz (es folgten bis Ende 95 noch drei weitere).

Am 16. Oktober 1994 stirbt Danae, ihre langjährige Freundin, mit der sie gemeinsam aus München kam. Andrea hat Danae geliebt und ihr Tod war ein harter Schlag für sie. Im Dez. '94 dann trat sie mit ihrem Freund eine fünfmonatige Reise in die USA und zu ihrer Mutter in Guatemala an. In den USA trafen sie sich mit ehemaligen politischen Gefangenen, zu denen es Kontakte seit dem Anti -WWG '92-Kongreß gab. In Guatemala besuchten sie nicht nur die Mutter, sondern beteiligten sich auch an den Schutzdelegationen für zurückkehrende Mayas aus den in den Bergen gelegenen geheimen Widerstandsdörfern. Dort haben die Familien aufgrund der Repressionen des Militärs, oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte in den Wäldern des Hochlandes versteckt gelebt. Nach ihrer Rückkehr nach Frankfurt im Mai '95 stellten sich Fragen für die Zukunft. Wie weiter?



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machwerk, frankfurt (2000)